11. Januar 2019

Seid fair und macht Fehler!

 

 

Zum Jahresanfang mein erster Blogbeitrag, damit ich mich in 2019 auch endlich Blogger schimpfen kann. 

Ich war kürzlich wieder mal mehr als erschrocken darüber, wie sich manche Hundemythen doch so unglaublich hartnäckig halten. Wobei diese doch zum größten Teil, schon offensichtlich, totaler Blödsinn sind. Da sind die wildesten Mutmaßungen rund um den Rudelchef noch längst nicht ausgemerzt, genauso wenig wie die Märchen vom ängstlichen Hund, den man nicht streicheln darf. Einige Menschen glauben auch 2019 noch, dass man den Willen des Hundes, über Schmerz brechen muss, damit selbiger dann endlich spurt. Hunde dürfen nicht grob spielen, weil sie sonst zu Bestien werden. Grob anfassen muss man sie dann als Halter aber trotzdem, um zu zeigen wo es lang geht……….

All das hat mich die letzten Tage sehr nachdenklich gestimmt. Manchmal war ich kurzfristig sogar etwas überfordert, mit der Ignoranz mancher Menschen, die jahrelang wütend an ihrem Hund herumreißen, weil ja ihrer Meinung nach alle anderen Methoden nix bringen. Klingt paradox, ist es auch.

Denn man regt sich lieber ein Hundeleben lang über seinen Hund auf, statt sich ein paar Wochen selbst am Riemen zu reißen und seinen Hund zu erziehen und zwar so wie es auch Hunde selbst tun. Souverän mit klarer Körpersprache, frei von Wut und Frust, mit Dynamik und Timing. Der Unterschied zwischen, dem Hund etwas deutlich machen und den Hund wutentbrannt über die Wiese zu zerren, ist vielen Menschen noch immer fremd. 

 

Fast schon lustig ist ein Halter, der unbelehrbar und grob an der Leine ruckt, als gäbe es kein Morgen mehr, der dann aber vor Sorge beinahe in sich zusammenbricht, wenn der arme Hund im Spiel von einem anderen Hund in den Hintern gezwickt wird. Was denn nun? Grob oder nicht? 

Da kam in mir auch die Frage auf, mit welcher Motivation sich manch ein Mensch denn genau diesen Hund anschafft. Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, dass die ein oder andere Motivation das ganze Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt. 

Eine immer wieder anzutreffende Motivation ist es, dass der neue Hund den alten ersetzen soll. Deshalb muss der auch der gleichen Rasse angehören, denn der Alte war ja soooo toll. War er bestimmt auch. Aber der neue Schäferhund Max ist zwar ein Schäferhund, aber er ist nicht der alte Schäferhund Benno. Denn zur Überraschung mancher Menschen sind Hunde Individuen. Das heißt jeder ist anders. Die Rassen bezeichnen die Optik (leider) und einige sogenannte Prädispositionen im Verhalten. Zum Beispiel das der Beagle gerne jagt. Die Rasse bezeichnet aber keine Charakterzüge und Persönlichkeitsmerkmale.

Frei nach dem Motto: “Kennst Du einen, kennst du einen!”

 

Dann gibt es die Motivation etwas Gutes zu tun. Eine sehr schöne Motivation, aus der heraus man sich einen Hund anschafft. Grundsätzlich zumindest. Denn leider ist nicht jeder Hund dankbar dafür aus schlechter Haltung oder von der Straße geholt zu werden. Viele sind durch die Vorgeschichte nicht nur nicht erzogen, sondern auch schon verzogen. Dann beginnt der Spaß, wenn der neue Hund nicht, wie erwartet dankbar, zurückkommt wenn man ihn ruft, sondern sich denkt: Leck mich! Da kommt schnell Frust auf und man zweifelt an seiner Entscheidung oder an seinem Hund oder an sich oder an allem. Im ungünstigsten Fall muss der Hund dann schnell weg. In anderen Fällen muss der Hund dann schnell erzogen werden, am besten innerhalb einer Woche. Egal wie, Hauptsache es „funktioniert“. Oder man probiert sich alle drei Tage an einer anderen Erziehungsmethode aus dem Internet. 

 

Meiner Meinung nach, gibt es für jedes Problem das einem so ein Hund bescheren kann, zwei Möglichkeiten dies sinnvoll zu lösen. 

Die erste wäre, man ist ehrlich zu sich selbst! Man gesteht sich ein, dass man mit der Situation auf Dauer nicht zu Recht kommt und /oder man nicht in der Lage ist (aus welchen Gründen auch immer) zu leisten was der Hund braucht. Daraus sollte resultieren, dass man für den Hund in Ruhe und ggf. mit Unterstützung, ein geeignetes neues Zuhause sucht. Das finde ich nicht schlimm, ganz im Gegenteil, jeder macht mal einen Fehler und es gehört einiges an Mut dazu sich und auch anderen dies einzugestehen und den Traum vom Hund erstmal aufzugeben. Deshalb finde ich es eine Frechheit solche Menschen zu verurteilen!

Die zweite Möglichkeit wäre, man nimmt seinen Hund wie er ist. Das ist oft schwer, gerade wenn man sich das Ganze eigentlich anders vorgestellt oder erhofft hat.  Das heißt man stellt sich einfach mal vor seinen Hund und schaut sich an, was man denn da für einen vor sich hat. Erstmal losgelöst von Rasse, Geschlecht und all dem was wir uns ausgesucht haben. Was bringt er mit an Vorgeschichte, an Eigenschaften, an Problemen usw.? Dann akzeptiert man das radikal. Man akzeptiert, dass es anders gekommen ist als gedacht, dass der Hund ist wie er ist und das man selbst was tun muss um das Ganze in die Richtung zu lenken, die man sich vorstellt. Dann sucht man sich eine/n Trainer/in der oder dem man vertraut. Einen bei dem man sich wohl fühlt und bei dem man nichts tun muss, dass sich irgendwie falsch anfühlt. Jemanden der einem auch erklären kann, was er da tut und warum und was er nicht tut und warum nicht. Idealerweise jemanden der eine entsprechende Ausbildung hat und sich auch gerne und regelmäßig weiterbildet. Der Trainer soll nicht euren Hund erziehen, sondern euch zeigen und erklären wie ihr das tun könnt. Manchmal ist Hundetraining wie Autofahren, am Anfang erscheint das alles kompliziert und komplex, aber je mehr man fährt, desto leichter fällt es einem. Man reagiert intuitiv auf Situationen und andere Verkehrsteilnehmer. Man macht natürlich auch Fehler und lernt daraus. 

Fehler muss man machen, ohne Fehler findet keine Entwicklung statt! 

 

Also bitte macht Fehler! Damit Fehler nicht schlimm enden, gibt es Sicherheitsausrüstungen wie Airbags und Gurte beim Auto oder Leinen und Maulkörbe beim Hund. Wenn man sicher fährt, dann braucht man die eigentlich gar nicht, es ist aber doch sehr beruhigend, wenn sie da sind, für den Fall der Fälle.

Also gebt euch nicht auf und schon gar nicht eure Hunde. Seid fair zu ihnen, aber auch zu euch. Seid objektiv oder sucht euch jemanden, der das ist, dem ihr vertraut und der weiß was er tut. Geht es an, setzt euch Ziele, schaut aber auch ab und zu zurück, um zu sehen wie weit ihr schon gekommen seid. 

In diesem Sinne auf ins Jahr 2019! Ich freue mich darauf!

 

 

 

 

 

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